Der Titel ist falsch? Richtig, denn laut Duden schreibt man das ja nicht so. „E-Mail“ wird mir dort als amtlich korrekte Schreibweise für eine eMail vorgeschrieben. Eines der Duden-Worte, die ich weiterhin möglichst konsequent falsch schreiben werde!
Warum sind „E-Mail“, „E-Mail-Adresse“ und „E-Mail-Nachricht“ (nicht zu vergessen: „E-Mail-Anhang“) Worte, die mir regelmäßig einen grauenhaften Würgreiz bereiten? Und warum mockiert sich eigentlich niemand, wenn ich z.B. eBook statt korrekt „E-Book“ oder – noch besser – „E-Buch“ schreibe?! Der Würgreiz hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, daß ich Wortzusammenfügungen mit Bindestrich nicht besonders mag.
Wenn man nun aber ‚eingedeutschte‘ Worte wie „email“ (alternativ: e-mail) zwanghaft substantivieren muß, um es höchst offiziell in den deutschen Sprachwortschatz einzugliedern … dann erhielte man – der dt. Sprachlogik folgend – zunächst „Email“ (bzw. allenfalls „E-mail“). Aber halt! Da war doch noch unser deutsches Wort „Emaille„, das man in der grammatisch „geschlechtslosen“ Version ebenfalls „Email“ schreibt (engl.: enamel; frz.: émail bzw. alt-frz.: esmal). Warum auch immer, Duden schlägt für den Werkstoff der Emaille zunächst „Email“ als bevorzugte Schreibweise vor, obwohl viele andere Wörterbücher eher „Emaille“ präferieren (und „Email“ ggf. als weitere mögliche Schreibweise erwähnen). Egal, diese Option fällt also schonmal weg!
Ein anderer Ansatz wäre freilich, das mit E abgekürzte Adjektiv („elektronische“) und Hauptwort („Mail“) mit einem Bindestrich zu verbinden ( –>“e-Mail“). Dies entspräche dem englischen Vorbild, wenn auch nur in seiner alternativen Schreibweise. Durch die erforderliche Nominalisierung im dt. Sprachwortschatz des Duden, darf ein Nomen natürlich grundsätzlich nicht kleingeschrieben werden, auch wenn „E“ nicht mal ein unvollständiges Wort darstellt. (Es ist ein Buchstabe!) Klein- oder Großbuchstaben gemischt – das kennt der Duden eben nischt, Bindestrick hin oder her. 😉
Ich wüßte zu gerne, auf wessen Mist das Wort „E-Mail“ eigentlich gewachsen ist! War es etwa das „Institut für Deutsche Sprache“ der Universität Mannheim? Also jene Leute, die sich in offiziellen Verlautbarungen gerne als „Rat für deutsche Rechtschreibung“ tarnen und die für das heute grassierende Chaos derselben verantwortlich sind? (Auch wenn ich mit schweizerischer Rechtschreibung aufgewachsen bin, schätze ich die „alte deutsche Rechtschreibung“ [vor 1996] doch sehr. Und noch viel mehr, seitdem ich Germanistik studiere!)
E-Book und E-Buch – und der Konflikt mit Markenrechten
Wie eingangs schon erwähnt, sind „E-Book“ und „E-Buch“ die von Duden(-Online) derzeit bevorzugten Schreibvarianten von einem handelsüblichen eBook! Bei „E-Book“ wundere ich mich (nach „E-Mail“) nicht mal so sehr, doch spätestens bei „E-Buch“ hört der Spaß dann doch irgendwie auf. Warum ist dann die deutsche Schreibweise für eine eMail nicht z.B. „E-Nachricht“ oder „E-Brief„? Richtig, da wäre die Deutsche Post AG vermutlich nicht sehr begeistert mit ihrem Markennamen „E-Postbrief„. Markennamen könnten hier auch einen bedeutenden Einfluß haben, selbst wenn dies so kaum einer der Verantwortlichen so offen zugeben würde.
Zurück zum eBook: Ist dies nicht auch ein Produktname? Darf es deshalb lt. Duden nicht so geschrieben werden? Ich habe nun nicht geprüft, ob jemand sich den Namen „eBook“ markenrechtlich hätte sichern lassen – das wäre mal interessant zu prüfen. Andere prominente Beispiele für Produktnamen sind natürlich iPad, iPhone (usw.), auch wenn es dort schon wieder um das Produkt eines bestimmten Herstellers (in diesem Falle Apple) geht. Vielleicht sollten alle, die sich an Duden und die neue Rechtschreibung halten, „I-Pad“ und „I-Phone“ schreiben? Oder besser „I-Mobiltelefon“ und „I-Tablett-Computer“? Das mag Apple vermutlich nicht, aber es käme der „Vereinheitlichung“ der neuen deutschen Rechtschreibung sicherlich zugute. Nun, das ist nur ein Gedanke, der mir zu diesem Thema kam. 😉
Das vor wenigen Tagen online gegangene Forum für Indie-Autoren müßte man demzufolge „E-Writers“ schreiben, statt korrekt eWriters. Na, dann mal viel Spaß weiterhin mit dem Duden-Nachschlagewerk 😉
Die Konsequenz: „Hausorthographie“
Seit einigen Jahren schreibe ich fast durchgehend konsequent: eMail, eMailadresse und eMailanhang. „eMailnachricht“ gibt es hingegen nicht – das wäre eine unnötige Wortdopplung mit gar pleonastischem Charakter! Spätestens mit dem Aufkommen von eBooks wird es Zeit für eine öffentlich bekanntgegebene Autoren-„Hausorthographie“, zu der ich sicher noch den einen oder anderen Blogeintrag schreiben werde. Allen vorhergegangenen Überlegungen zu möglichen Verwechslungsgefahren zum Trotz: bei meiner Schreibvariante dieser Wörter weiß wirklich jeder, was eigentlich gemeint ist. Analog dazu gilt dies auch für die eBooks, bei denen diese Schreibweise gar noch beliebter zu sein scheint. 😀
Wenn mich nun also nochmals jemand nach meiner privaten „E-Mail-Adresse“ fragt (oder mir per „E-Mail-Nachricht“ eine Datei im „E-Mail-Anhang“ senden möchte), dann verweise ich künftig diskret auf diesen Blogartikel, der eigentlich längst überfällig war. Meine private eMailadresse, um den Titel dieses Beitrags abschließend nochmal aufzugreifen, gebe ich hier natürlich nicht öffentlich preis. Wer mir trotzdem eine eMail senden möchte, kann dafür aber gerne das Kontaktformular meines Blogs verwenden – dieses sendet im Übrigen auch eine eMail an meine eMailadresse! 😉
Hendryk, da bin ich voll bei Dir! Ich schreibe schon seit ca. 25 Jahren „eMails“. Damals noch per Einwahl über Akustikkoppler (und später über Modems). Da gab es das Wort „eMail“ bzw. „E-Mail“ im Duden noch gar nicht. Rechtschreibung zu standardisieren ist zwar schön und gut, aber verordnen lässt sich das sicher nicht. Ich bin schon oft auf meine „eMails“ angesprochen worden, werde meine Eigenheit aber konsequent beibehalten. Einen alten Baum verpflanzt man nicht (mehr).